Das symbolistische Gemälde des dänischen Künstlers Harald Slott-Møller zeigt drei schemenhaft dargestellte Frauen, die an einem Ufer sitzen und in die Ferne schauen. Es ist anzunehmen, dass dieses Bild die mittsommernächtliche Aussicht auf das Sankt Hans Lagerfeuer auf der Nordseite des Munkebjerg auf dem Vejle Fjord darstellt und als eine Vorstudie zu dem berühmten Gemälde Midsummer’s Eve fungierte. Die Frauengruppe blickt auf den dunklen Fjord in Richtung eines Lichtpunktes, der als Fixpunkt die Blickführung beherrscht. Der helle Lichtreflex stellt wahrscheinlich ein loderndes Lagerfeuer dar, welches jährlich zum in Skandinavien stattfindende Mittsommer-Fest – in Dänemark Sankt Hans genannt – angezündet wird und traditionell die bösen Kräfte fernhalten soll. Ein wesentlicher Bestandteil des Brauchs ist es nach dem Anzünden des Feuers das Volkslied Midsommervisen von Holger Drachmann (Schriftsteller und Skagen Maler) zu singen. Der zum Publikum gedrehte Hinterkopf und die damit einhergehende Abwendung des Gesichts, lässt die drei Frauen wie diffuse Gestalten wirken, vertieft in ihre eigene Gefühlswelt. Doch auch das düster anmutende Ufer im Hintergrund markiert das Immaterielle des Bildes.
Slott-Møller bricht mit der akademischen Kunstauffassung der Zeit und bedient sich einer symbolistischen Darstellung, in der eine andere verborgene Wirklichkeit als existent denkbar ist. Slott-Møller gründete 1891 zusammen mit seiner Frau Agnes – aus Protest gegen die Zulassungsvoraussetzungen an der Königlich Dänischen Kunstakademie – die dänische Künstlervereinigung Den Frie Udstilling und war ein renommierter dänischer Maler und Keramiker. Das Werk Sankt Hans Aften sticht durch eine modern monumentale Formsprache, die große wie auch unscharfe Bildflächen zur Gestaltung des Raumes verwendet, heraus und kreiert gleichsam ein mystisch anmutendes Narrativ, welches die Rezipierenden in den Bann zu ziehen vermag.
Das dargestellte Gemälde „Midsommer“ (von 1908) wird derzeit bei uns in der Galerie ausgestellt.