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Anna Ancher – Skagens Malerin des Lichts

Anna Ancher ist eine der bedeutendsten Künstlerinnen Dänemarks und für sonnendurchflutete Interieurs bekannt, in denen sie das alltägliche Leben der Skagener Frauen und Kinder darstellt. Farben und Licht waren ihr zentrales Thema. Ihr gelang es den Naturalismus mit dem Impressionismus und Symbolismus zu verbinden und hierdurch dem seelischen Ausdruck Raum einzuräumen. Außerdem gründete sie gemeinsam mit ihrem Mann Michael und anderen Malern die mitunter berühmteste Kunstkolonie Dänemarks an der Südspitze Jütlands.

Leben & Ausbildung

Ancher wuchs im jütländischen Skagen als Tochter eines frommen Ehepaares auf, welches neben dem einzigen Gasthof in der Umgebung auch einen Laden führte. Durch den Aufenthalt der Künstler Karl Madsen und Michael Ancher im Sommer 1874 wurde das künstlerische Interesse Anchers geweckt. Entgegen der Konventionen der damaligen Zeit, besuchte sie – mithilfe der Unterstützung ihrer Eltern – ein Jahr später die private Zeichenschule von Vilhelm Kyhn in Kopenhagen und schloss diese 1878 ab. Obgleich sie ausschließlich in Kopenhagen unterrichtet wurde und dort ihre fundierte künstlerische Ausbildung erhielt, durchlief sie die wesentlichen Schritte ihrer künstlerischen Laufbahn in Skagen. 1880 debütierte sie auf der Charlottenborger Frühjahresausstellung und nahm von da an jährlichen an der Ausstellung teil. Im selben Jahr heiratete sie Michael Ancher, mit dem sie fortan auch ein beruflicher Weg verband. Das Paar lebte in Skagen und bekam 1883 ihre einzige Tochter Helga Cathrine. Ein Jahr später zogen sie in das Anchers Hus, welches nach ihrem Tod zu einem Museumstift wurde. 1882 unternahmen Ancher und ihr Mann eine Studienreise nach Deutschland und Österreich und sie stellte auf der ersten internationalen Kunst-Ausstellung in Wien aus. Eine weitere Studienreise beging sie im Jahr 1888 nach Paris, um an der Schule von Alfred Philippe Roll bei Puvis de Chavannes Kunstunterricht zu nehmen. In den folgenden Jahren nahm sie an mehreren Weltausstellungen teil. Interessant ist, dass Anna Ancher nie Motive von Ihren Reisen mitbrachte: ihre Kunst zeigt Skagen. Nach der Gründung des Skagen Museum 1908, wurde Ancher 1925 in den Aufsichtsrat des Museums gewählt. 1916 war sie an der Gründung des dänischen Künstlerinnen Verbands beteiligt und wurde 1921 zum Ehrenmitglied ernannt.

Anna Kristine Ancher (geb. Brøndum)

  • * 18.8.1859 (in Skagen); † 15.4.1935 (ebd.)
  • 1875 – 78 Besuch der Tegneskolen for Kvinder in Kopenhagen
  • 1880 Debüt auf der Charlottenborger Frühjahrsausstellung
  • ⚭ 18.08.1880 Michael Peter Ancher
  • 1882 Studienreisen nach Deutschland und Wien
  • 1883 Geburt der Tochter Helga Cathrine Ancher
  • 1884 Umzug in das Anchers-Hus (heute Museum)
  • 1888-1889 Aufenthalt in Paris und Kunstunterricht bei Puvis de Chavannes
  • 1921 Ernennung zum Ehrenmitglied im dänischen Künstlerinnen Verband
  • seit 1925 Mitglied im Aufsichtsrat des Skagen Museum

Arbeiten & Werke

Im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen thematisierte Ancher vornehmlich das familiär-häusliche Leben der Skagen Kunstkolonie wie auch das der ortsansässigen Bevölkerung. Sie griff in ihren luminösen Bildern zu impressionistischen Malweisen und verhalf hierdurch zum Durchbruch der Moderne in der dänischen Kunst. Es ist vor allem der unverwechselbar leuchtend hellen und zugleich feinsinnigen Farbigkeit ihrer Bilder zu verdanken, dass ihre Werke einen bleibenden Wert erhielten. Ihre Inspiration bezog sie zum einen von ihren Skagener Kollegen wie auch ihren Studienreisen und zum anderen durch die klassische niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts. Unabhängig davon entwickelte sie ein sich abgrenzendes Kolorit, welches sie überwiegend für ihre inhaltlichen Anliegen einsetzte.

Sie beschränkte sich auf Interieur- und Portraitmalereien, in denen sie die Beziehung zwischen Mutter und Kind, die Arbeit der Frauen und die Innenwelt der Abgebildeten thematisierte. Ihr mitunter bekanntestes Interieur ist Sonnenschein in der blauen Stube aus dem Jahre 1881. Abgebildet ist die Tochter Anchers in einem lichtdurchfluteten blauen Raum, in dem es so scheint, als werde sie von einer durch das Licht geführten Aura umgeben. 1913 entstand das strenge Portrait ihrer Mutter Ane Hedvig Brøndum, welches im Brustbild dargestellt wird und an die Arbeiten ihrer Skagener Kollegen angelehnt ist. In dem zwischen 1890 – 95 entstandenen Werk Junge Mutter mit ihrem Kind kontrastiert die Künstlerin die junge Mutter mithilfe eines changierenden Lichteinfalls. Mit den Werken Eine blinde Frau in ihrer Stube 1883 und Am Grab von 1913 rückt Ancher mehr und mehr emotionale Thematiken in den Fokus ihrer Arbeiten.

Museen & Auszeichnungen

Während ihrer Schaffensphase gewann Ancher mehrere Auszeichnungen und Stipendien. 1889 erhielt sie ein Stipendium der Hielmstierne-Rosencrone Stiftung und gewann eine Silbermedaille bei der Weltausstellung in Paris, die sie im folgenden Jahr erneut gewann. 1895 erhielt sie von der Raben-Levetzau Stiftung ein Auslandsstipendium. 1904 war sie Mitglied der Vollversammlung der Königlich Dänischen Kunstakademie und gewann zwei Eckersberg-Medaillen. 1913 wurde sie von Christian X. mit der Verdienstmedaille Ingenio et arti ausgezeichnet und 1924 wurde sie die erste Preisträgerin des Tagea Brandts Reisestipendiums.

  • Skagens Museum, Dänemark
  • Hirschsprung Sammlung, Dänemark
  • Statens Museum for Kunst, Dänemark
  • Anchers Hus, Dänemark
  • Fuglsang, Kunstmuseum
  • Nationalmuseum Stockholm, Schweden
  • Schloss Charlottenborg, Dänemark
  • Ny Carlsberg Glyptotek, Dänemark
  • National Museum of Women in the Arts, USA
  • Lillehammer Kunstmuseum, Norwegen
  • Museum der Westküste, Deutschland
  • ARKEN Museum for Moderne Kunst, Deutschland
  • Altonaer Museum, Deutschland
  • Kunsthalle München, Deutschland
  • Tønder Kunstmuseum, Dänemark
  • Landesmuseum Hannover, Deutschland
  • Randers Kunstmuseum, Dänemark
  • Kunsten Museum of Modern Art Aalborg, Dänemark
  • Sorø Kunstmuseum, Dänemark

Ausgewählte Literatur

Nachfolgend haben wir ein paar ausgewählte Links und Bücher aufgeführt, die uns bei der Arbeit und Recherche meistens weiterhelfen. In unserer Bibliothek haben wir nachfolgende Bücher (einige antiquarisch), die wir als erste Informationsquelle schätzen.

I am Anna – A homage to Anna Ancher

Mette Bogh Jensen
Skagen Museum, 2009
ISBN 978-8791048180
196 Seiten

Anna Ancher Pasteller

Elisabeth Fabritius
Vandkunsten and The Royal Danish Library, 2008
ISBN 978-8776950774
96 Seiten

Anna Ancher

Margrethe Loerges, 2006
Verlag Lamberth
ISBN 87-7802-6334
92 Seiten

Ehemals bei RIECK

Anna Ancher ist eine geschätzte und angesehene Künstlerin, die wir mit ausgewählten Werken immer wieder in der Galerie zeigen. Besonders ihre Darstellungen des familiär-häuslichen Lebens in Skagen und die impressionistischen Malweisen interessieren uns. Wir freuen uns, dass wir schon viele dieser Arbeiten an Sammler und Freunde der skandinavischen Kunst vermitteln konnten.

Anna Ancher
Mutter kämmt die Haare, Skagen

Anna Ancher
Helga Ancher am Schreibtisch, Ancher Hus