Carl Locher – Revolutionär der Marinemalerei
Den Einfluss von Carl Locher auf die Marinemalerei innerhalb der dänischen Kunstgeschichte ist bis heute von ausgesprochener Bedeutung. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gründete er gemeinsam mit u.a. Anna und Michael Ancher, Holger Drachmann und Viggo Johansen die Kunstkolonie Skagen an der Nordspitze Jütlands. Er besuchte jeden Sommer das Fischerdorf und verbrachte seinen Lebensabend dort.
Leben & Ausbildung
Locher erhielt seine erste künstlerische Ausbildung auf einer Reise 1870 nach Westindien, die er mit seinem Vater beging und auf der er seine ersten Marinezeichnungen anfertigte. Bevor er 1872 sein Kunststudium an der Königlich Dänischen Kunstakademie anfing, hatte er mehrere Monate Unterricht bei Holger Drachmann genommen. Im selben Jahr besucht er das erste Mal die Kunstkolonie in Skagen, die er fortan jeden Sommer besuchte. Bereits im ersten Semester an der Akademie debütierte er auf der Charlottenborger Jahresausstellung. Nach seinem Abschluss reiste er 1875 nach Paris, um sich im Atelier von Léon Bonnat unterrichten zu lassen. Ihn faszinierte und inspirierte der französische Impressionismus. Nach mehreren Studienreisen innerhalb Europas, ließ er sich zwischen 1880 – 1889 in Hornbæk nieder. Es war seinem außergewöhnlichen Talent in der Anfertigung von Radierungen zu verdanken, dass er von 1893 – 1896 eine Finanzierung von der Akademie erhielt, um ein Studium der Radierkunst bei Hans Meyer an der Universität der Künste in Berlin aufzunehmen. An der von ihm gegründeten und durch staatliche Mittel finanzierten Schule für Radierkunst in Kopenhagen, unterrichtete er bis 1900. Nach weiteren Studienreisen baute er 1910 ein Haus in Skagen und lebte dort bis zu seinem Tod im Jahr 1915.
Carl Ludvig Thilson Locher
- * 21.11.1851 (in Flensburg)
† 20.12.1915 (in Skagen) - 1870 Studienreise nach Westindien und erste Werkstudien
- 1872 Unterricht bei Holger Drachmann, erster Besuch in Skagen
- 1872 – 74 Kunststudium an der Königlich Dänischen Kunstakademie, Debüt auf der Charlottenborger Jahresausstellung
- 1875 Studium bei Léon Bonnat in Paris
- 1878 – 79 Aufenthalt in Paris
- 1879 – 80 Studienreise auf die Färöer-Inseln und nach Island
- 1880 – 89 Aufenthalt in Hornbæk
- 1885 Studienreisen nach Belgien, in die Niederlande, Frankreich, England und Skagen
- 1887 Studienreise nach Spanien und Frankreich
- 1893 – 96 Studium der Radierkunst bei Hans Meyer an der Universität der Künste in Berlin
- bis 1900 unterrichtete er an der von ihm gegründeten Radierschule in Kopenhagen
- 1890 -1910 Aufenthalt in Kopenhagen
- 1906 Studienreise nach Grönland
- ab 1910 wohnhaft in Skagen
Arbeiten & Werke
Neben seinen Radierungen ist er in der dänischen Kunstwelt vor allem durch seine Marinebilder bekannt geworden. Ihm gelang es raffiniert die Bewegung von Luft und Meer malerisch darzustellen und dadurch dem Farbenspiel des Meeres wie auch dem des Himmels einen authentischen Charakter zu geben. In seinen Werken dokumentierte er die Entwicklung vom Segel- zum Dampfschiff und die Wandlung Skagens vom kleinen Fischerdorf zum Touristenziel. Auf seiner ersten Studienreise nach Westindien – welche er mit der Königlich Dänischen Marine bestritt – erstellte er die ersten Zeichnungen von Schiffen und dem Meer.
Während seiner späteren Aufenthalte in Skagen fertigte er Studien über den Strand, die Wracks und Fischerboote an und hegte eine Faszination für die Post-Pferdekutsche, deren Funktion erst 1890 durch die Eisenbahn ersetzt wurde. Auf seinen zahlreichen Studienreisen von Spanien bis nach Grönland, sammelte er Inspirationen zu seinen Naturdarstellungen. Nachdem er 1885 eine Reihe von Drucken anfertigte, widmete er sich ab 1892 hauptsächlich der Radierkunst. Zu seinen beliebtesten Drucken gehören die 1897 gefertigten Werke, die er mithilfe der Weichgrundätzung herstellte. Nicht nur der russische Kaiser erwarb 1891 ein Gemälde Lochers, sondern auch im Arbeitszimmer des deutschen Kaisers in Potsdam hing eines seiner Werke.
Museen & Auszeichnungen
Locher nahm während seiner Schaffensphase an zahlreichen Ausstellungen teil und gewann zudem neben Auszeichnungen auch zahlreiche Stipendien. Hierzu gehörten das Ancker und Raben-Levetzau Stipendium sowie eines der Akademie, mit denen er durch Europa reisen konnte. Er gründete Ende des 19. Jahrhunderts mithilfe staatlicher Subventionen eine Kunstschule, die sich auf Radierungen spezialisierte und u.a. von Anna und Michael Ancher wie auch PS Krøyer besucht wurde. Neben der Eckersberg-Medaille erhielt er außerdem mehrere Medaillen auf den Weltausstellungen.
- Statens Museum for Kunst, Dänemark
- Sammlung Hirschsprung, Dänemark
- Skagens Museum, Dänemark
- Maritimes Museum Dänemark, Dänemark
- Johannes-Larsen-Museum, Dänemark
- Museum of Modern Art Aalborg, Dänemark
- Ribe Kunstmuseum, Dänemark
- Fyns Kunstmuseum, Dänemark
- Vejle Kunstmuseum, Dänemark
- Sønderborg Slot, Dänemark
- Schloss Frederiksborg, Dänemark
- Dänisches Parlament, Dänemark
- Göteborgs Kunstmuseum, Schweden
- Maritimes Museum Hamburg, Deutschland
- Museum Kunst der Westküste, Föhr, Deutschland
- Museumsberg Flensburg, Deutschland
Ausgewählte Literatur
Nachfolgend haben wir ein paar ausgewählte Links und Bücher aufgeführt, die uns bei der Arbeit und Recherche meistens weiterhelfen. In unserer Bibliothek haben wir nachfolgende Bücher (einige antiquarisch), die wir als erste Informationsquelle schätzen.
Ehemals bei RIECK
Carl Locher gehört zu den Künstler, die wir sehr schätzen und mit ausgewählten Werken immer wieder in der Galerie zeigen. Besonders seine Studien und impressionistischen Küsten und Landschaftsszenen interessieren uns. Wir freuen uns, dass wir schon viele dieser Arbeiten an Sammler und Freunde der skandinavischen Kunst vermitteln konnten.